Hans Kuhrman hält Vorträge und lädt Besucher ein. Er hält Vorträge über Photovoltaik. Hans Kuhrman hat offene Türen für Besucher, die sich für seine
Solaranlagen interessieren. Von 1985 bis 2001 installierte er drei
Photovol-taiksysteme und sechs Quadratmeter Kollektorfläche. Zudem hält er
Vorträge über Photovoltaik, um potenzielle Anlagenbetreiber von der
Wirtschaftlichkeit zu überzeugen.
Letzten Sonntag kam ein Pärchen, das nach Kenia auswandern will«,
erzählt Hans Kuhrman. Der 57-Jährige beugt sich in seinem Stuhl nach vorn, um
sich eine Zigarette anzuzünden. »Meinen Tag der offenen Solar-Tür hatten sie
verpasst. Daher riefen sie an und wir machten einen neuen Termin aus, damit sie
meine Solaranlagen besichtigen können.« Sie blieben fast den ganzen Tag.
Am liebsten empfängt Kuhrman, Berufsschullehrer und Hausbesitzer
aus Reken (Münsterland), seinen Solarbesuch sonntags um elf Uhr. Im August
organisierte er zum zweiten Mal einen »Tag der offenen Solar-Tür«, um seine
vier Solaranlagen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er machte Werbung in den
Veranstaltungskalendern der regionalen Tageszeitungen, von der »Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung« bis zu den »Ruhr-Nachrichten« und der »Borkener Zeitung«
war im Radius von 50 Kilometern jedes Blatt dabei.
Letztes Jahr reagierten rund 30 Besucher auf seine Einladung. »Als
Aufhänger diente das zehnjährige Bestehen der 3,2-Kilowatt-Anlage«, erklärt
Kuhrman. Sie besteht aus monokristallinen Siemens Modulen mit Leistungen von je
55 Watt. Er hatte sie 1992 im Rahmen des 1.000-Dächer-Programms gebaut. Seit
1990 läuft zudem eine solarthermische Anlage mit sechs Quadratmeter
Kollektorfläche. »Seitdem war kein Handwerker dran«, freut sich Kuhrman. 2001
kam eine gebäudeintegrierte 4,8-Kilowatt-Photovoltaikanlage mit monokristallinen Modulen von Isofoton hinzu. Kuhrmans
erste Solaranlage – ein 200-Watt-Inselsystem mit kristallinen AEG-Modulen – ist
bereits seit 1985 in Betrieb. Sein 13 mal zehn Meter großes Süddach ist nun
vollständig mit Solaranlagen bedeckt.
Zu seinem diesjährigen Solartag kamen rund 25 Personen, die er
kostenlos mit Fanta, Kuchen und Bier bewirtete. »Ich hatte noch Reste von der
Familienfeier am Vortag, zu der meine sechs Geschwister kamen«, erklärt er. Wie
sie ist auch Kuhrman
politisch aktiv. »Wir haben uns politisch immer viel gestritten«, erzählt er.
Einer seiner Brüder war beispielsweise von 1984 bis 1995 Bürgermeister für die
CDU in Reken. Kuhrman dagegen ist seit 1980 für die Grünen aktiv. Er
interessiert sich zwar vor allem für Energiepolitik, verhindert aber auch, wenn
nötig, die Errichtung von Müllverbrennungsanlagen. Der Politik widmet er ein
Drittel seiner Zeit. Den Rest müssen sich seine Berufsschüler und die Familie
teilen. Zu seinem Bedauern findet er für sein Hobby,
die Musik, seit 20 Jahren kaum noch Gelegenheit.
Als Betriebswirt arbeitete Kuhrman nach seinem Studium nur zwei
Jahre lang. Bis 1975 war er in der Personalabteilung der chemischen Werke in
Hüls beschäftigt. »Meine Aufgabe war, die Auszubildenden herunterzuputzen.« Da
ihm dies nicht gefiel, entschloss er sich, wieder die Universität zu besuchen
und ein Examen als Berufsschullehrer in Münster zu machen. Es zog ihn zurück
nach Reken und so nahm er das Angebot des katholischen Berufsbildungswerks
Maria Veen an, wo er seit nunmehr 23 Jahren Jugendliche mit körperlichen
Behinderungen in Rechnungswesen und Datenverarbeitung unterrichtet. Um sich fit
zu halten, fährt der 57-Jährige die sechs Kilometer zu seinem Arbeitsplatz
täglich mit dem Elektrofahrrad.
Vom Betriebswirt zum Berufsschullehrer
Das Haus, auf dem er seit 1985 Solaranlagen errichtet, kaufte er
sich 1977. Damals zog er mit seiner Frau Evelyn, der Schwiegermutter, seinen
zwei Kindern und einem Bekannten ein. Die drei letzteren sind mittlerweile
ausgezogen. Somit haben Kuhrman, seine Frau und ihre Mutter 270 Quadratmeter
Altbau-Wohnfläche für sich allein. Garten und Terrasse liefern zudem genügend
Platz für die Lagerung von Windrädern. Derzeit sucht Kuhrman jemanden, der
seine netzautarke 100-Watt-Anlage von Conrad Elektronik repariert, die seit
einem halben Jahr keinen Strom mehr liefert und bereits zum dritten Mal kaputt
ist. Normalerweise befestigt Kuhrman sie auf dem Dach, nun steht sie nutzlos im
Garten.
Eine weitere Windturbine mit 300 Watt Leistung steht hinter dem
Haus im Windschatten. Zwei Anlagen mit Leistungen von einem Kilowatt und 600
Watt »stehen in der Warteschleife« auf der Terrasse. Kuhrman will sie günstig
an neue Besitzer verkaufen. Die 600-Watt-Anlage ist ein Selbstbausystem, das er
für Wohngebiete jedoch für zu gefährlich hält: Sie produzierte einst Strom in
seinem Garten. Als er jedoch einmal von einem Treffen seines Kegelclubs nach
Hause kam, lag plötzlich ein Rotorblatt auf dem Boden.
Zwei Wechselrichter vom Typ SunnyBoy 2000 wandeln den Gleichstromder 4,8-Kilowatt-Indachanlage inWechselstrom um.
Mit seinen Solaranlagen hat Kuhrman dagegen mehr Glück. Lediglich
bei dem 1992 installierten Siemens-Wechselrichter der 3,2-Kilowatt-Anlage
muss-te er vor zwei Jahren eine Sicherung austauschen. Ansonsten lässt er die
Finger von der Elektronik. Er habe einmal versucht, die Batterien seines
Inselsystems parallel zu schalten, erzählt Kuhrman, doch da bekam er einen
elektrischen Schlag.
Aber er ist ja auch Betriebswirt und kein Techniker. Diese
Berufserfahrung setzt er auch bei seinen Solarbesuchstagen sowie auf regionalen
Vorträgen über Photovoltaik ein, bei denen er versucht, potenzielle
Anlagenbetreiber im Kreis Borken von der Wirtschaftlichkeit von
Photovoltaikanlagen zu überzeugen. »Mein Motto lautet: Solaranlagen sind eine
gute Investition«, erklärt Kuhrman. Dieses Jahr hielt er bereits drei Vorträge,
zu denen er jeweils zwei Module seines Inselsystems mitnimmt. Sie sind ganz
unten am Dach befestigt, so dass Kuhrman sie leicht abmontieren kann.
Die 200-Watt-Anlage, die aus zehn polykristallinen AEG-Modulen
besteht, installierte er 1985 noch »auf Hobbybasis«. Die Module speisen in zwei
Batterien ein und versorgen ein Radio und einige 12-Volt-Lampen mit Strom. Um
für die dachintegrierte
4,8-Kilowatt-Anlage
Platz zu schaffen, musste er die Module vor zwei Jahren umsetzen.
Er hängte sie einfach an die Sonnenkollektoren dran. Dadurch sind die Module
zwar ein wenig verschattet, doch konnte er die Installation leicht selbst
vornehmen. Die übrigen Anlagen ließ Kuhrman dagegen
von Fachfirmen errichten. Es wären zu viele Umbauten nötig
gewesen, um das Inselsystem zu integrieren. Daher laufe es weiterhin
netzautark.
Mehr Strom erzeugen als verbrauchen
»Mehr Strom erzeugen als verbrauchen« ist Kuhrmans zweiter
Themenschwerpunkt bei seinen Vorträgen. Seine jährlich erzeugte Energiemenge
schätzt er auf 6.000 Kilowattstunden. Der Verbrauch der dreiköpfigen Familie
beträgt aber nur 5.000 Kilowattstunden. Die monatlich produzierte Energie liest
er auf den Anzeigetafeln seiner drei Wechselrichter ab und notiert sie auf
Zetteln, die an den Geräten befestigt sind.
Auf Datenlogger und Einstrahlungssensoren legt Kuhrman dagegen
keinen Wert. Doch die Informationen reichen, um zu zeigen, dass er mehr Strom
produziert als verbraucht. Und das scheint zu wirken: Nach einem seiner
Vorträge im letzten Jahr hätten gleich zehn Leute eine Solarstromanlage
installiert, freut sich Kuhrman.
Der Besucher vom eingangs genannten Sonntag war vom elektronischen
Teil der Anlage zwar nicht so ganz überzeugt. »Der wollte alles austauschen«,
berichtet Kuhrman. Trotzdem will das Pärchen in Kenia jetzt ein solares
Inselsystem errichten.
Wenn auch Sie Ihre Anlage zeigen möchten, schicken Sie uns bitte
ein Foto sowie eine kurze Beschreibung der Anlage. Das Foto dient nur der
Vorauswahl. Sollten wir Ihre Anlage porträtieren, vereinbart unser Fotograf mit
Ihnen einen Fototermin. Von den veröffentlichten Bildern können Sie
anschließend einen Abzug erhalten. Dieser Bericht ist entnommen: Solar Verlag Iris Krampitz
Stichwort Leseranlage Wilhelmstraße 34 52070 Aachen
oder per E-Mail
redaktion@photon.dePHOTON November
2003
Daten zu dieser AnlageModule: zehn
polykristalline 20-Watt-Module von AEG, Aufdachanlage; 58 monokristalline
55-Watt-Module von Siemens, Aufdachanlage; 32 monokristalline 150-Watt-Module
von Isofoton, Indachanlage
Leistung: Inselsystem:
200 Watt; netzgekoppelte Anlage: insgesamt: acht Kilowatt
Neigungswinkel: 45 Grad, nach Süden ausgerichtet
Wechselrichter: zwei SMA Sunny Boy 2000 und ein Siemens 3-Kilowatt-PV-Verteiler
Investitionskosten: 200-Watt-Anlage:
zirka 2.000 Mark; 3,2-Kilowatt-Anlage: zirka 80.000 Mark;
4,8-Kilowatt-Anlage: zirka 65.000 Mark
Finanzierung: 200-Watt-Anlage:
Eigenmittel; 3,2-Kilowatt-Anlage: zirka 53.000 Mark Darlehen aus dem
1.000-Dächer-Programm, zirka 27.000 Mark Eigenmittel; 4,8-Kilowatt-Anlage:
zirka 50.000 Mark Darlehen aus dem 100.000-Dächer-Programm, zirka 15.000 Mark
Zuschuss aus dem REN-Programm
(Bild folgt demnächst)
Willkommen: Hans Kuhrman – hier mit seiner Frau Evelyn und Sohn
Jens – lädt zur Besichtigung seiner Solaranlagen ein. Zudem können sich
Passanten durch eine Schautafel vor dem Haus informieren (links)